Die Drachenbande - Die neue Buchreihe von florian und Peter Freund!
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Leseprobe aus " Laura und der Ring der Feuerschlange ":

 

Das Schnauben ihres Hengstes riss Laura aus ihren Gedanken. Sturmwind war in einen leichten Trab gefallen und lief nun über verstepptes Brachland dahin, auf dem hohe Gräser und Wildblumen wucherten und das auf beiden Seiten von lichten Hainen gesäumt war. Verwundert blickte Laura sich um. Die Gegend war ihr nicht vertraut. Offensichtlich war Sturmwind vom üblichen Weg abgewichen und hatte die nähere Umgebung von Ravenstein längst hinter sich gelassen. Die Sonne stand bereits tief am wolkenlosen Oktoberhimmel, sodass das Mädchen unwillkürlich auf seine Armbanduhr blickte. Laura erschrak: Schon so spät! Sie musste schleunigst umkehren und zurückreiten, wenn sie rechtzeitig am Hof von Bauer Dietrich ankommen wollte. In einer halben Stunde war sie dort mit ihrem Vater verabredet, um mit ihm nach Hohenstadt zu fahren. Sayelle Leander-Rüchlin, ihre Stiefmutter, hatte die ganze Familie gebeten, sich pünktlich zum gemeinsamen Abendessen im Bungalow einzufinden. Und nun hatte Laura sich so weit vom Stall entfernt, dass das selbst für den flinken Sturmwind kaum zu schaffen war.

"Oh, Mann", murmelte Laura. "Sayelle wird bestimmt wieder Theater machen!"

Die Miene des Mädchens verdüsterte sich, selbst das helle Blau von Lauras Augen schien dunkler zu werden. Unwirsch schüttelte sie den Kopf, sodass die schulterlangen blonden Haare flogen, als wolle sie den Gedanken an die verhasste Stiefmutter wie eine lästige Bremse verscheuchen.

Laura zügelte ihr Pferd, um umzukehren, als sie bemerkte, dass sie den Fuß einer kegelförmigen Kuppe erreicht hatten, und erkannte, wo sie sich befand: Der Hügel lag auf dem Gemeindegebiet von Drachenthal und wurde von dessen Bewohnern >Teufelskuppe< genannt. Er ähnelte der Erhebung, auf der Burg Ravenstein errichtet worden war, wurde im Gegensatz zu dieser jedoch nicht von einem mittelalterlichen Festungsbau gekrönt, sondern von einem alten Haus, dessen Konturen sich scharf vor dem Blau des Himmels abzeichneten. Das düstere Gebäude war ungefähr zur gleichen Zeit wie Ravenstein errichtet worden, stand aber im Gegensatz zu der Burg, die seit dem vorletzten Jahrhundert das gleichnamige Internat beherbergte und deshalb stets voller Leben war, seit langer Zeit leer. Laura konnte sich nicht daran erinnern, davon gehört zu haben, dass es jemals bewohnt gewesen wäre. Jetzt allerdings stieg eine deutlich sichtbare Rauchfahne aus dem Schornstein in den Himmel auf.

Seltsam, ging es ihr durch den Kopf. Wer traut sich denn in das alte Spukhaus?

Ohne dass sie hätte erklären können, warum, trieb Laura Sturmwind mit leichtem Schenkeldruck an und lenkte ihn näher. Schon kurze Zeit später hatten Pferd und Reiterin den Zaun erreicht, der das weitläufige Gelände umgrenzte. Er bestand aus dicken Metallstäben, die im Laufe der Jahre Rost angesetzt hatten. Sie waren übermannshoch und wurden von dolchähnlichen Spitzen gekrönt, die offensichtlich Eindringlinge abschrecken sollten. Hinter dem Zaun stand eine lichte Reihe alter Bäume - Eichen, Buchen und Ahorn. Als Laura durch die Baumstämme spähte, um einen Blick auf das alte Gemäuer zu erhaschen, stieg ihr mit einem Mal ein seltsamer Geruch in die Nase.

Es roch nach Feuer und Schwefel!

Überrascht blickte sich das Mädchen um: War in der näheren Umgebung vielleicht ein Brand ausgebrochen?

Auch Sturmwind schien der scharfe Gestank nicht entgangen zu sein, denn der Schimmel schnaubte ungehalten und begann unruhig zu tänzeln.

"Ruhig, mein Alter, ganz ruhig!", flüsterte Laura dem Hengst ins Ohr, während sie seinen Hals tätschelte.

Doch es half nichts. Erneut schnaubte das Pferd und machte Anstalten zu steigen.

"Ho, ruhig! Nicht doch, Sturmwind. Lass das!"

In diesem Augenblick hörte Laura ein Fauchen. Verwundert sah sie auf - und erblickte eine Katze im Geäst der nahen Eiche. Sie war pechschwarz und bedeutend größer als die meisten ihrer Artgenossen.

Geradezu riesig!

Die rotglühenden Augen auf das Mädchen gerichtet, kauerte das Tier auf dem untersten Ast des Baumes. Das glänzende Fell war gesträubt, und der Schwanz bewegte sich wie eine Schlange unruhig hin und her. Ein erneutes Fauchen entblößte ein mächtiges Gebiss mit spitzen Eckzähnen - fast wie bei einem Vampir -, und heißer Feueratem schoss aus dem Maul.

Himmel!, durchfuhr es das Mädchen angstvoll, als das Monster auch schon sprang. Mit gefletschten Zähnen und ausgefahrenen Krallen flog die Bestie auf Laura zu.

Im letzten Augenblick machte Sturmwind einen Sprung zur Seite, sodass der Angriff ins Leere ging. Das Ausweichmanöver kam für Laura jedoch so überraschend, dass sie den Halt verlor und aus dem Sattel geschleudert wurde. Sterne explodierten vor ihren Augen, und der Schmerz fuhr ihr wie ein heißes Messer in den Rücken, als sie hart auf den Boden prallte. Im ersten Moment konnte sie sich nicht bewegen.

Die Katze jedoch war längst wieder auf allen vieren und griff bereits ein zweites Mal an. Wütend fauchend näherte sie sich dem hilflos daliegenden Mädchen, entblößte erneut die messerscharfen Zähne und zeigte die spitzen Krallen, als wollte sie Laura zerfleischen.

Laura versuchte zurückzuweichen, doch es gelang ihr nicht. Sie war immer noch wie gelähmt. Sie konnte nur die Hände abwehrend vor das Gesicht legen und wartete verzweifelt auf den Angriff, als sie Sturmwind wiehern hörte. Im selben Moment entfuhr der Katze ein lauter Schmerzensschrei. Ein gewaltiger Huftritt hatte sie an der Schulter getroffen und sie meterweit durch die Luft gewirbelt.

Starr vor Entsetzen beobachtete Laura nun das sich überschlagende Tier. Ströme von Eiswasser schienen über ihren Rücken zu laufen, und die Haare in ihrem Nacken richteten sich auf, so entsetzlich hallte der schrille Klagelaut in ihren Ohren wider: Er klang nicht im Geringsten wie das Miauen einer Katze. Sondern eher wie der Schrei ...

... eines wütenden Menschen!

Das unheimliche Biest hatte sein Gleichgewicht kaum wiedergefunden, als es mit großen Sätzen erneut angriff.

Zornig wiehernd stellte sich Sturmwind der Bestie entgegen. Die Katze bremste ihren Lauf, sprang blitzschnell über den Zaun, erklomm die Eiche und bewegte sich geschmeidig wie eine schwarze Mamba über den untersten Ast auf das Mädchen zu. Schließlich verharrte sie und beobachtete ihr Opfer lauernd. Ein hämisches Grinsen verzerrte ihr Gesicht zu einer Höllenfratze - und als Laura wie hypnotisiert in die glutroten Katzenaugen schaute, wurde ihr übel. Es waren genau die gleichen Augen wie die ihres erbitterten Feindes.

Die Augen des Schwarzen Fürsten Borboron!

*****

Es ging auf den Abend zu. Ein strahlend blauer Himmel spannte sich über der Welt von Aventerra. Fröhliches Vogelgezwitscher erklang im Raunewald. Die Blätter der alten Bäume raschelten im Wind. Emsige Silberbienen und goldgeflügelte Schmetterlinge flogen zwischen Büschen und Sträuchern umher, die sich unter den Früchten des späten Herbstes bogen. Der keckernde Ruf einer Swuupiemutter war zu hören, die ihren übermütigen Nachwuchs davor warnte, von den Speipilzen zu naschen, die zwischen den Baumstämmen standen. Die Pilze schmeckten zwar köstlich, verursachten aber schreckliche Magenschmerzen und Übelkeit. Wenn man zu viel davon aß, konnte man sogar daran sterben.

Morwena, die junge Heilerin von Hellunyat, hatte keinen Sinn für die Geräusche des Waldes. Sie hatte Hunger und Durst und war erschöpft. Schon vor dem Morgengrauen hatte sie sich von ihrem Lager erhoben und war mit ihrem Zweihorn Feenbraut in den Wald geritten, um Heilpflanzen, Kräuter und Beeren zu sammeln. Ihr Ausflug war zwar anstrengend, aber auch erfolgreich gewesen. Die prall gefüllten Sammelkörbe, die am Sattel des Zweihorns festgemacht waren, schaukelten im wiegenden Schritt des Reittieres, während Feenbraut nun heimwärts nach Hellunyat strebte. Das Tier war mit dem Weg vertraut, sodass Morwena gar nicht weiter darauf achtete. Sie konnte sich kaum noch im Sattel halten und wünschte sich nichts sehnlicher als einen erfrischenden Schluck Drachendistel-Sud. Das Gebräu schmeckte zwar gallebitter, half aber rasch über Erschöpfung hinweg.

Mit einem Male verharrte das Zweihorn und ließ ein störrisches Schnauben hören.

"Was ist los?", fragte die Heilerin. "Jetzt stell dich nicht so an! Es ist nicht mehr weit bis zur Gralsburg. Die paar Meilen wirst du auch noch schaffen." Damit trieb sie das Tier mit sanftem Schenkeldruck an.

Feenbraut jedoch verweigerte den Gehorsam. Das Zweihorn blieb einfach stehen und schnaubte erneut. Während die langen Ohren unruhig hin und her spielten, senkte und hob es aufgeregt den Kopf und begann zu tänzeln.

"Jetzt ist es aber gut", schalt Morwena, bis sie begriff, was Feenbraut so in Aufregung versetzte:

Kaum zwanzig Schritte von ihnen entfernt stand ein Tier! Reglos verharrte es im Schatten einer mächtigen Torkelweide und blickte zu ihnen herüber.

"Bei den Mächten des Lichts!", rief die Heilerin verängstigt.

Es war ein Einhorn, pechschwarz und mit einem flammend roten Horn auf der Stirn. Das Geschöpf bot nicht nur einen bedrohlichen Anblick, sondern hatte Aventerra und den Krieger des Lichts auch stets Unheil gebracht.

Der Unglücksbote schien sich an der Gegenwart der Heilerin nicht zu stören. Dabei waren Einhörner äußerst scheue Tiere, die schon beim kleinsten ungewohnten Laut davonstürmten, sodass man sie nur selten zu Gesicht bekam. Das schwarze Einhorn jedoch beäugte die Reiterin in aller Ruhe, bevor es sich gemächlichen Schrittes ins Dickicht zurückzog.

Morwena schluckte verstört. Was mag das nur bedeuten?, fragte sie sich. Dann vernahm sie mit einem Male Geräusche auf der anderen Seite des Waldweges, dem sie seit geraumer Zeit folgte.

Eine dunkle Gestalt trat zwischen den Bäumen hervor. Sie war in einen schwarzen Umhang gekleidet, der bis auf den Boden reichte. Eine Kapuze verhüllte das Gesicht fast vollständig. Nur die unnatürlich hellen Augen waren zu erkennen, die wie Totenlichter flackerten. Als sich der Unbekannte näherte, erkannte Morwena, dass er ein Schwert trug.

"Schnell, Feenbraut", flüsterte die Heilerin dem Zweihorn ins Ohr, "lauf so schnell du kannst!" Dabei riss sie die Zügel herum, um das Reittier zu wenden und in rasendem Galopp davonzupreschen - doch es war bereits zu spät: Direkt hinter ihr tauchten zwei weitere Gestalten auf. Morwena schrie auf vor Grauen, denn sie blickte in die entstellten Gesichter von Toten.

Blitzschnell griffen die unheimlichen Kapuzenmänner nach ihr und zerrten sie aus dem Sattel.

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Leseprobe aus "Laura und der Ring der Feuerschlange "; Ehrenwirth © 2006, S. 13 - 19

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